Verdammt noch mal, Freie haben keinen Flächentarifvertrag und wären froh darüber!!
Es ging ums Eingemachte, so könnte man kurz und knapp den zweiten Tag des bayerischen Journalistenverband-Tages in München zusammenfassen.
Gleich am Morgen kurz nach dem Beginn des Verbandstages ging es um wichtige Weichenstellungen zur Flächentariftreue und dem seit Monaten anhaltenden Arbeitskampf, der in Bayern hart geführt wird.
Bayern hat bewiesen, dass die Gewerkschaften es schaffen, ganze Zeitungsverlage lahmzulegen und in den Notbetrieb zu zwingen, um mit ihren Arbeitskampfmaßnahmen Erfolge zu erzielen.
Einige der Mitglieder des BJV schilderten, dass die Verlage mit ihren Angeboten zur Lohnsteigerung eher ein Verschlechtern der Situation herbeiführen wollen.
Die Verlage legen seit geraumer Zeit keine wirklichen Zahlen vor, was sie mit welchen Produkten an Gewinnen oder auch Verlusten machen, sondern sie jammern nur, dass sie nicht mehr erfolgreich seien.
So haben in den letzten Jahren viele der Verlage den Flächentarifvertrag verlassen und sind nun nicht mehr Tarif gebunden oder haben schlechtere Haustarifverträge abgeschlossen.
In einzelnen Verlagen verdienen somit jene, die in die Haustarifverträge fallenden Kolleginnen und Kollegen bis zu 10 % weniger als ihre noch unter Flächentarifvertragszeiten und Bestandschutz geltenden Kolleginnen und Kollegen.
Umso mehr ging die Diskussion, wie weiter verfahren in Zukunft und auch im Arbeitskampf und gegebenenfalls einen eigenen Tarifverbund Baden-Württemberg und Bayern zu gründen, zu einer extrem hitzigen Diskussion der anwesenden, aber der auch online teilhabenden Mitglieder des Verbandes.
Man konnte regelrecht das Brodeln in der Stimmung merken und in einer hitzigen und mit hart geführten Argumenten wurde dieser Richtungsstreit ausgeführt.
Einzelnen vermutete das sich gar die Verleger, indessen darüber freuen, dass so hart diskutiert wird, doch für den Verband bedeutete, dass es leben im Verband gibt das die Themen hitzig und heiß diskutiert werden konnten und das im Endeffekt die Mitglieder felsenfest hinter dem Arbeitskampf der Kollegen*innen stehen.
Ja, es war aber auch zu merken, dass gerade Freie als nicht fest angestellte, die alleinig von dem Willen der Redaktionen und der Verlage abhängig sind, ob sie was abgenommen bekommen, erheblich höhere Verantwortung der fest angestellten Kolleg*innen den Freien gegenüber erwarten.
Seit vielen Monaten werden gefühlt einzig die Arbeitskämpfe, für die fest angestellte Zeitungsredakteure und zuvor BR-Mitarbeiter*innen Belange des Verbandes waren.
Ja öffentlichkeitswirksam wurden fast nur noch solche Themen in den Vordergrund getragen und freie wie Fotografen*innen aber auch schreibende und Produzierende fanden keine Anerkennung mehr.
So brodelte es und als die Bundesverbands-Sprecherin Anne Weber ans Mikrofon trat, kam das Donnerwetter.
Verdammt noch mal, Freie haben keinen Flächentarifvertrag und wären froh darüber!!
Ja, jüngste Meinungsumfragen in der Branche der Fotografen legten offen, dass dort eine starke Diskrepanz herrscht, zur Zukunftsperspektive.
Doch auch so ein Donnerwetter sorgte dafür, dass es zeigt, dass der Verband lebt, die Journalisten kämpfen für unabhängige Presse und für freie Berichterstattung, die Verlage seit Jahren untergraben, indem sie am Beispiel der Fotografen Gratismaterial von allen einsammeln, die es ihnen geben. Feuerwehren, Behörden, Rettungsdienste, Vereine. So wird ein ganzes Stückchen der Demokratie wissentlich riskiert und abgebaut, nur um Gewinne zu generieren.
Am frühen Nachmittag wurde dann der Verbandstag erfolgreich beendet und die Mitglieder sowie die Vertreter des Verbandes wurden mit einem großen Päckchen an Aufgaben nach Hause entlassen. Nun heißt es, die Beschlüsse umzusetzen und daran zu arbeiten, sie erfolgreich zu machen.
Bericht: AKTIVNEWS_DE_01_001
Fotos: AKTIVNEWS_DE_01_001
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