Ein spektakulärer Lkw-Unfall: Das Augenzeugenvideo zeigt die dramatischen Sekunden.
An diesem späten Nachmittag müssen die Schutzengel aller Beteiligten Überstunden gemacht haben, denn was sich in der oberbayerischen Gemeinde Siegsdorf im Ortsteil Wolfsberg zugetragen hat, kann sich nicht einmal der beste Hollywood-Drehbuchautor ausdenken. Jeder würde sagen, das gibt es nicht, das ist zu übertrieben, viel zu viel Action, hat mit der Realität nichts zu tun. Aber das Schicksal spielt oft anders, als man denkt.
Ein Sattelzug aus Niederbayern sollte im Rahmen eines Forstwegprogramms der Bayerischen Staatsforste große Steinquader auf eine Rückegassenbaustelle liefern. Der Wald soll in den nächsten Jahren umgebaut werden: Der Schwerpunkt soll von Nadelholz zu Mischwald verlagert werden, um den zukünftigen klimatischen Bedingungen gewachsen zu sein.
Dazu wurden auch große Steinquader aus einem Steinbruch in Niederbayern bestellt und angefordert. Diese sollen einen Lagerplatz entlang der steilen Bergstraße stützen und absichern.
Ein Berufskraftfahrer war mit seinem Sattelzug und der vollbeladenen Mulde zur Baustelle auf die schmale Bergstraße gefahren. Ja, er habe noch bei ihnen geläutet und gefragt, wo er mit seinem riesengroßen LKW hinmüsse, berichteten später die Anwohner.
Als er die Baustelle endlich gefunden hatte, waren alle Arbeiter schon recht nervös, denn der Feierabend war eigentlich schon da und nun musste doch noch dieser LKW entladen werden. Dazu fuhr der Berufskraftfahrer zunächst ein wenig weiter bergwärts und dann rückwärts in die Baustelle ein.
Dann nahm das Schicksal seinen Lauf: Der Radladerfahrer, der zusammen mit einem Baggerfahrer bereitstand, um den LKW zu entladen, wartete, was nun passieren würde. Der Berufskraftfahrer fuhr rückwärts in die nicht besonders befestigte Baustelle.
Dann hob er die Mulde mit seinem mächtigen Hydraulikzylinder an und wollte die schweren Granitquader hinten aus der Mulde gleiten lassen. Doch diese verkanteten sich.
Kurz zuvor war der Radladerfahrer nach Erzählungen aus seinem Baugerät ausgestiegen, um zu schauen, wie die Steine herausrutschen. Doch sie blieben hängen und die immer weiter hebende Mulde verlagerte den Schwerpunkt dramatisch. Innerhalb von 13 Sekunden begann der Lkw, auf die Talseite zu kippen, und stürzte direkt vor die Füße des Radladerfahrers um. Der Baggerfahrer hatte noch versucht, dem Lkw-Fahrer zuzurufen, dass er sofort stoppen müsse, doch dazu war es zu spät.
Der Radlader wurde dabei zwischen Fahrgestell und Mulde eingeklemmt und die Aufhängung des Radladers durchschlug sogar die Mulde des Lkws.
Sofort setzten die Betroffenen einen Notruf ab. Die alarmierte Feuerwehr musste den verletzten Lkw-Fahrer, der sich im Lkw befand, aus diesem befreien. Er war leicht verletzt worden.
Der Rettungsdienst brachte den Verletzten ins Klinikum Traunstein.
Für die Feuerwehr begann ein mehrere Stunden dauernder Einsatz. Sie mussten das Bergeunternehmen bei der Bergung des LKWs unterstützen, den Brandschutz sicherstellen und die ausgelaufenen Betriebsflüssigkeiten binden.
Eines der Spezialfahrzeuge musste über Forstwege im Dunkeln in den Wald fahren, um oberhalb der Unfallstelle zum Stehen zu kommen, da der LKW dort aufgestellt werden musste. Der Kran musste bis zu 60 cm talwärts aufgebockt werden, um ihn gerade aufzustellen, damit er den Lkw aufheben konnte.
Nach rund drei Stunden waren der Radlader und der Lkw geborgen, jedoch beläuft sich der Sachschaden auf geschätzte 150.000 €.
Eine Augenzeugin hatte den Lkw-Unfall durch Zufall gefilmt, sodass man alles genau nachvollziehen konnte.
Bericht: AKTIVNEWS_DE_01_001
Fotos: AKTIVNEWS_DE_01_001
Video: DE_01_001 & DE_02_200
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